Freitag, 19. Oktober 2007

Gedicht: "Du Lebensfürst, Herr Jesu Christ"

Osterlied von Johann Rist

1 Du Lebensfürst, Herr Jesu Christ,
der du bist aufgenommen,
gen Himmel, da dein Vater ist,
und die Gemein der Frommen,
wie soll ich deinen großen Sieg,
den du durch deinen schweren Krieg
erworben hast, recht preisen
und dir g'nug Ehr' erweisen.

2 Du hast die Höll und Sünden-Noth,
gantz ritterlich bezwungen,
du hast den Teufel, Welt und Tod,
durch deinen Tod verdrungen,
du hast gesieget weit und breit,
wie werd' ich solche Herrlichkeit,
o Herr, in diesem Leben,
g'nug würdiglich erheben.

3 Du hast dich zu der rechten Hand
des Vaters hingesetzet,
der alles dir hat zugewandt,
nachdem du kaum verletzet
die starcken Feind hast umgebracht,
Triumph und Sieg daraus gemacht,
ja gar auf deinem Wagen
gar herrlich Schau getragen.

4 Nun lieget alles unter dir,
dich selbst nur ausgenommen,
es müssen Engel für und für
dir aufzuwarten kommen,
die Fürsten stehen auf der Bahn
und sind dir willig unterthan,
Luft, Wasser, Feu’r und Erden
muß dir zu Dienste werden.

5 Du starcker Herrscher fährest auf
mit Jauchzen und Lobsagen
und gleich mit dir in vollem Lauff
auch mehr denn tausend Wagen,
du fährest auf mit Lobgesang,
es schallet der Posaunenklang:
Mein Gott, für allen Dingen
will ich dir auch lobsingen.

6 Du bist gefahren in die Höh,
hinführend die Gefang'nen,
welch uns mit Thränen, Ach und Weh,
genetzet offt die Wangen:
Drum preisen wir mit süßem Schall
o starcker Gott, dich überall,
wir, die wir so viel Gaben,
hierdurch empfangen haben.

7 Du bist das Haupt in der Gemein,
und wir sind deine Glieder,
du wirst der Glieder Schutz ja sein,
wir dienen dir hinwieder,
du stärkest uns mit Throst und Licht,
wenn uns vor Angst das Herz zerbricht,
dann kannst du Krafft und Leben,
ja Fried und Freude geben.

8 Du salbest uns mit deinem Geist
und gibst getreue Hirten,
die Lehrer, die mit dem, was speist
die Seele uns bewirthen.
Du Hoherpriester zeigest an,
daß deine Faust uns retten kan,
ja von der Höllen Rachen
uns frei und ledig machen.

9 Du hast durch deine Himmelfahrt
die Strasse uns bereitet,
du hast den Weg uns offenbart,
der uns zum Vater leitet,
und weil denn du, Herr Jesu Christ,
nun stets in deiner Wonne bist,
so werden ja die Frommen
dahin zu dir auch kommen.

10 Ist unser Haupt im Himmelreich,
als die Apostel schreiben,
so werden wir den Engeln gleich,
ja nicht heraußen bleiben.
Du wirst uns, deine Gliederlein
mein Gott, nicht lassen von dir sein,
die doch so fest vertrauen,
dein’ Herrlichkeit zu schauen.

11 Herr Jesu, gib uns für und für,
daß wir mit den Gemütern
nur oben wohnen stets bei dir
in deinen Himmels-Güthern.
Laß unser Sitz und Wandel sein,
wo Fried und Wahrheit geht herein,
laß uns zu solchem Wesen,
das himmlisch ist, genesen.

12 Hilf, daß wir suchen unsern Schatz,
nicht hier in diesem Leben,
besondern dort, wo du den Platz,
wirst Gottes Kindern geben;
Ach, laß uns streben fest und wohl,
nach dem, was künftig werden soll,
weil auf der Erden Gründen,
kein Bleiben ist zu finden.

13 Zieh uns dir nach, so laufen wir,
gib uns des Glaubens Flügel!
Hilf, daß wir fliehen weit von hier
auf Israels Hügel.
Mein Gott, wenn fahr ich dort dahin,
woselbst ich ewig fröhlich bin,
wann werd’ ich vor dir stehen,
dein Angesicht zu sehen?

14 Wann soll ich hin ins Paradies,
zu dir, o Jesu kommen?
Wann kost ich doch das Engel-Süß,
wann werd ich aufgenommen?
Mein Heiland komm und nimm mich an,
auf daß ich fröhlich jauchzen kann,
und klopfen in die Hände:
Gelobt sei Gott ohn’ Ende.

Gefunden bei der Monarchieliga

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